Vulkanismus des Sankt Annabergs
Im Tertiär, um die Wende des Paläogens zum Neogen (vor 27 bis 15 Mio. Jahren), bildeten sich in ganz Schlesien hunderte von Vulkanen, weil die weltweite Gebirgsbildung, die sogenannte Alpidische Ordogenese (in Europa von der drängenden Afrikanischen Platte gegen die Europäische Platte hervorgerufen), zu Spannungen und Rissen in der Erdtiefe führte und die Spannungsänderungen zur Verflüssung von tief gelegenen Gesteinsschichten und Anhebung von Magmarissen Richtung Oberfläche führte. Auf dem Gebiet des heutigen Sankt Annabergs entstand ein Vulkan vor 27 Mio. Jahren (Ende des Tertärs - im Paläogen), was die radiometrischen Messungen der hiesigen Basalte bestätigt haben. In dieser Zeit waren Gesteine der Trias mit einer dicken, mehrere dutzend Zentimeter dicken Schicht von Kreidegesteinen bedeckt und eben aus Sandsteinen und Margeln aus der Kreide bestand die Grundlage des neuen Vulkans. Magma entstand mit der Verflüssung von Felsen in einer Tiefe von etwa 50 km, danach verlagerte sie sich zu der flach unter dem Vulkan gelegenen Magmakammer, woher sie mit dem Vulkanleiter in Form von Lava zum Krater transportiert wurde. Den Ausstoß von Lava begleiteten Ausbrüche vom pyroklastischen Material: Tuff und Vulkangesteine (viel Pyroklastika enthaltend, z.B. Vulkanbombe, sowie scharfkantige Basaltstücke, die durch die Explosion von den Vulkanwänden abgerissen wurden). Der sich bildender Vulkankegel bestand also aus schichtweise liegenden Lava und Tuffschichten, ähnlich wie der heutige Vesuv. Nach tausenden Jahren Aktivität, hat ein heftiger Paroxismus den Rest des flüssigen Magmas aus der Magmakammer auf die Oberfläche des Vulkans gespuckt, und eine leere Kammer ist unter dem Druck der umliegenden Felsen eingestürzt. In der Konsequenz ist auch ein beträchtlicher Teil des über der Kammer stehenden Vulkans zusammengebrochen und hat eine Caldera gebildet. Während des katastrophalen Einsturzes wurden große Blöcke von Basalt, Tuff, aber auch Sedimentgesteine (Kreide und Trias) von den Felsen abgerissen auf denen der Vulkan lag und haben sich ins Erdinnere mehrere dutzend Meter unter den Geländestand verlagert. Nach dieser Explosion hat sich der Vulkanismus langsam zurückgebildet und die Reste des Kegels mit der Caldera fingen schrittweise an infolge von Erosion zugrundezugehen (verwittern, vielleicht aufgrund vom Einfluss sich auflösender Bäche usw.). Einige Zeit lang zirkulierten zwischen den Felsen heiße Flüssigkeiten, welche an die vulkanische Aktivität erinnerten. Manchmal kamen sie in Reaktion mit umliegenden Felsen (so entstand Jaspis auf dem Sankt Annaberg), ein anderes Mal wurden aus ihnen Mineralien ausgeschieden. Nach ein paar Millionen Jahren wurde der ganze vulkanischer Berg zerstört und nach weiteren Millionen Jahren hat die fortschreitende Erosion auch die Schicht der Kreidegesteine entfernt und legte Triasgesteine bloß, deren langsame Erosion bis heute andauert. Auch wenn wir also beim heutzutage beim Betrachten des Franziskanerklosters sehen, dass dieses auf dem Gipfel eines steilen Berges steht, welcher in seiner Form an einen Vulkankegel erinnert und aus Basaltfelsen besteht, handelt es sich auf keinen Fall um einen echten Vulkanberg. Dieser Berg wurde nämlich vor Millionen von Jahren samt einer dicken Schicht Sedimentgestein, auf denen er stand, entfernt. Heute sehen wir nur ein Fragment des Vulkankamins, eine mit erstarrter Lava gefüllte Leitung die den alten Vulkan mit der Kammer im Erdinneren verband. Und seine Kegelform ist nur ein Effekt von Erosion. Basalt hielt entscheidend besser gegen die Erosion stand als die umliegenden Kalksteinen und Tuffkegeln. Daher hat Erosion die umliegenden Felsen viel schneller zerstört und ließ den viel härteren Kamin in Form eines erhobenen Hügels stehen. Solche Formen werden Inselberge genannt. Es kommt noch die Frage auf, warum südlich vom Kamin, in dem alten Steinbruch Blöcke von Kreidegesteinen sowie Tuffe und Vulkangesteine des ehemaligen Kegels überdauern konnten, wenn der Kegel selbst und Kreide zerstört wurden? Das sind einfach große Fragmente des ehemaligen Vulkans, die während des Einsturzes tief unter die Oberfläche des damaligen Terrains abgesunken sind, daher wurden sie erst jetzt von der Erosion bloßgelegt.
Quellenverzeichnis: „Zanim Góra Św. Anny wynurzyła się z morza. Skamieniałości, jaskinie i drogie kamienie wokół sanktuarium św. Anny“
Autor: Robert Niedźwiedzki, Marek Zarankiewicz
Ausgewählte Bibliographie (nur polnischsprachig)
*In dieser Bearbeitung wurden dank Einverständnis der Oppelner Redaktion der Gazeta Wyborcza, Fragmente des Textes von Robert Niedźwiedzki, erschienen in der Gazeta Wyborcza am 3.11. und 30.12.2006 veröffentlicht. Es wurden auch archäologische Hinweise von Dr. Andrzej Wiśniewski von der Breslauer Universität berücksichtigt.